Die Benutzung von Werkzeugen und Werkstoffen war der erste große Schritt in der Entwicklung zum heutigen Menschen. Diese Entwicklung begann zunächst sehr langsam und über Zeiträume von etlichen Zehntausend Jahren hinweg, beschleunigte sich jedoch immer stärker. Was vor mehr als 4.000 Jahren Stein, Holz, Pflanzenfasern und Tierhäute waren, entwickelte sich über die Verhüttung von Erzen wie Eisen und Bronze bis hin in die Moderne. Tatsächlich gab es auch schon vor über 10.000 Jahren Biopolymere, welche von den Urzeit-Menschen genutzt wurden. Beispiele dafür sind der natürlich „künstliche“ Bernstein für Schmuckstücke und Birkenpech als Klebemittel.
Die Entstehung von Kunststoffen im modernen Sinne geht ebenfalls zurück auf einen natürlichen Ursprung, nämlich auf die Nutzung von Milchsäften und Kautschuk. In den europäischen Kulturraum hielten diese Rohstoffe um 1790 herum Einzug. Die Hauptherkunftsgebiete der Pflanzen liegen in den tropischen Zonen Südamerikas und Südostasiens. Ein Meilenstein auf dem Weg zu den heutigen Kunststoffen war die Entdeckung der Vulkanisation durch Charles Goodyear. Durch den Zusatz von Schwefel wurde Kautschuk unter Erhitzung zu Gummi. Wenig später folgte die Entwicklung von Zelluloid. Älter als man denkt ist das allseits bekannte Linoleum; bereits im Jahr 1844 wurde es erfunden. Der spätere Nobelpreisträger Adolf von Baeyer erschuf im Jahr 1907 das Bakelit und brachte es zwei weitere Jahre später zur Marktreife. Da es leicht industriell herzustellen und zu verarbeiten war, wurde das Bakelit als Alltagsprodukt zum Durchbruch für Kunststoffe im Massenmarkt.
Gemeinhin unterscheidet man drei Arten von Kunststoffen:
- Thermoplaste: bei mehrfacher Erwärmung verformbar, bei Zimmertemperatur fest (z. B. Acrylglas)
- Duroplaste: nur einmal durch Erwärmung verformbar, bei Zimmertemperatur fest bis spröde (alte Telefone mit Wählscheibe)
- Elastomere: dauerhaft verformbar, teils durch den Einsatz von Weichmachern (Gummibänder)
Die bekanntesten Vertreter aus dem Bereich der Standardthermoplaste sind PE, PVC, PP und ABS. Diese kennt man aus Verpackungen, Gehäusen und anderweitigen Alltagsprodukten. Die Klasse der technischen Thermoplaste umfasst PMMA, POM, PET und PC, welchen man als Ersatzverglasungen, DVDs, Brillengläsern, Koffern und Solarpanelen begegnen kann. Die Königsklasse der Kunststoffe sind die Hochleistungsthermoplaste wie PEEK, PPS(U), PES und PAI. Dieser werden zum Beispiel in der Medizin, in der Luft- und Raumfahrttechnik, im Anlagen- und Maschinenbau sowie in der Elektronik- und Elektrotechnik genutzt. Die Werkstoffe unterscheiden sich deutlich in ihren Eigenschaften und nicht zuletzt aufgrund des Herstellungsaufwands auch enorm im Preis.
Grundsätzlich gibt es nicht den „einen, überlegenen“ Kunststoff für alle Anwendungsgebiete. Da technische Kunststoffe allerdings sehr vielfältig sind und stetig weiterentwickelt werden, könnten sich in den nächsten 15 bis 20 Jahren ganz neue Möglichkeiten ergeben. Vor 25 Jahren war der 3-D-Druck noch ein theoretisches Forschungsgebiet von Universitäten, Militär und der Privatwirtschaft. Heute sind entsprechende Geräte im Endverbrauchermarkt angekommen. Der Preis in der Höhe eines günstigen Kleinwagens schreckt noch ab, allerdings ist mit steigenden Absatzzahlen und geringer werdenden Kosten zu rechnen.
Abschließend kann man festhalten, dass die Erfolgsgeschichte der Kunststoffe noch nicht auserzählt ist. Auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden Kunststoffprodukte ein ebenso alltäglicher wie bedeutsamer Bestandteil des menschlichen Lebens und Wirtschaftens bleiben.
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